Unter dem Sand (ARTE) Filmtip (WDR)

Exihibiton - Die Elektrizität (ARTE)

Kunst ist Energie, Spannung und Intensität. Wer hier weiterdenkt, kommt zu dem Schluss, dass Strom die schönste Metapher für Kunst ist. Das gilt zumindest für die zeitgenössische Kunst, die immer fließend, strömend, vergänglich ist. Und da Strom nicht zu sehen ist, wird er zu Gehör gebracht. Die elektrische Kunst knistert, vibriert und summt.

(1): Rhys Chatham (USA): Zeitgenössische Musik
1952 in New York geboren, interessiert sich Rhys Chatham schon sehr früh für Musik. 1971 begründet er das Musikprogramm am Kitchen Center in New York, dessen künstlerischer Leiter er bis 1980 ist. Zu dieser Zeit ist das Kitchen Center einer der Mittelpunkte des New Yorker Undergrounds. Rhys Chatham wird zu einer zentralen Gestalt der postminimalistischen Musikszene, die er durch den Einsatz von typischen Rock-Instrumenten wie Elektrogitarren, Bässen und Schlagzeug stark beeinflusst. 1977 entsteht mit ‘Guitar Trio’ seine erste Komposition für Elektrogitarren. 1982 folgt ‘Drastic Classicism’ für vier Gitarren, Bass und Schlagzeug. Seine Werke sind Live-Events. Erst wenn sie laut gespielt werden, entwickeln sie sich zu einem psychoakustischen Erlebnis, die Gitarren klingen plötzlich wie menschliche Stimmen. Heute lebt Chatham in Frankreich.

(2): Pierre Malphettes (Frankreich): Bildende Kunst
Die Installationen von Pierre Malphettes erzählen von Reisen und Bewegung, vom menschlichen Verlangen nach Leichtigkeit und Grenzenlosigkeit. Für Malphettes symbolisiert die Schwerkraft das Schicksal, das den Menschen unweigerlich zu Fall bringt, die Grenze, an die er immer wieder stößt. In den Werken des Künstlers wird die Schwerkraft mit Leichtigkeit überwunden, zum Beispiel in ‘Dédicace aux oiseaux’. Hier scheinen vielfarbige Plastiksäcke, von Ventilatoren aufgewirbelt, die Schwerkraft außer Kraft zu setzen. Auch elektrischer Strom wird bei Malphettes zu Poesie. Er arbeitet gern mit Neon, das - zugleich körperlich und körperlos - sein Utopiekonzept perfekt veranschaulicht. Zudem gewährt Malphettes Einblick in die technische Beschaffenheit seiner Maschinen, in Motoren und Flüssigkeiten.

(3): Jacques Maîtrot (Frankreich): Bildende Kunst
In Auszügen aus zwei Videos von Jacques Maîtrot bilden ein Bügeleisen und ein Haartrockner ein seltsames Stillleben in Warhol-Manier kurz vor der burleskdramatischen Katastrophe: ein Kurzschluss, ein Unfall - und die Geräte verbrennen.

(4): Alain Jacquet (Frankreich): Dokument
1969 vereinte der junge Museumsleiter namens Szeemann in Bern unter dem Titel ‘When Attitudes Become Form’ eine neue Künstlergeneration, die die geltende Ästhetik auf den Kopf stellte. Kunst wurde nicht mehr nur als Objekt, sondern als Akt oder Prozess verstanden. Zu den jungen Künstlern von damals gehörten Joseph Beuys, Mario Merz, Robert Morris, Richard Serra, Michael Heizer und der damals noch unbekannte Franzose Alain Jacquet, geboren 1939. In einer Szene des Dokumentarfilms ‘When Attitudes Become Form’ von Marlène Belilos aus dem Jahr 1969 erklärt Jacquet eine seiner Installationen. Sie besteht aus zwei einfachen Elektrokabeln, die in einem Mauerwinkel vergipst sind und deren Enden auf absurde Weise hervorragen. Der Künstler erklärt, inwiefern die Installation sich von ganz gewöhnlichen Elektrokabeln auf einer beliebigen Baustelle unterscheidet.

(5): Augustin Gimel (Frankreich): Video
Der Film ‘Le Postulat d’Euclide’ von Augustin Gimel aus dem Jahr 2004 mit der Musik von Frédéric D. Oberland ist ein abstraktes Porträt der elektrischen Energie in Ton und Bild.

(6): Yann Toma (Frankreich): Installation
Seit 1991 leitet Yann Toma ein fiktives Unternehmen und untersucht die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Er hat mit Hilfe der Archive des ehemaligen französischen Stromversorgers und EDF-Vorläufers Ouest-Lumière ein symbolisches Netzwerk aufgebaut, eine Art Infrastruktur, die er stets weiter erforscht und die zum Gegenstand seiner Kunst geworden ist. Das Fake-Unternehmen funktioniert wie ein richtiger Betrieb mit einem Generaldirektor, Aktionären und Angestellten. Die künstlerische Wiederbelebung von Ouest-Lumière soll Begriffe wie Sinnlosigkeit und Verantwortung beleuchten. Toma beteiligt die Öffentlichkeit an seinem Unternehmen und dessen fiktivem Kapital. Das Projekt zeigt, wie manche bildende Künstler die fiktive Dimension in ihr Schaffen einbeziehen.

(7): Malachi Farrell (Irland): Skulptur
1970 in Dublin geboren, lebt und arbeitet Malachi Farrell in Paris, wohnt zurzeit aber in New York. In seinen riesigen Installationen setzt er Ton, Licht sowie Maschinen und Objekte ein, die sich mit Hilfe von komplizierten elektronischen Mechanismen bewegen. Durch den bewussten Einsatz von Humor, Satire und Karikatur wird Farrell zum Seelenverwandten von Honoré Daumier und Samuel Beckett. Seine elektromechanischen Choreografien sind zutiefst politisch und sprechen die Sprache der Punk- und Industriekultur. Die lärmenden, unförmigen Installationen erinnern an Straßentheater und verrückte Maschinen.

(8): Otomo Yoshihide (Japan): Musik
Ein Auszug aus dem Film ‘Music(s)’ (2005) von Guillaume Dero zeigt eine beeindruckende DJ-Performance des japanischen Musikers und Komponisten Otomo Yoshihide. Der Turntable wird zur Werkbank, zum Operationstisch, an dem Yoshihide mit Tönen und Elektronikrelais hantiert.

(9): Adrian Paci (Albanien): Video
1969 geboren, lebt und arbeitet Adrian Paci in Mailand. ‘Turn On’ aus dem Jahr 2004 ist eines seiner Videos, das bei der Biennale von Venedig 2005 im Arsenal gezeigt wurde. Der dreiminütige Film beginnt mit Nahaufnahmen von Männergesichtern, auf denen das Leben tiefe Spuren hinterlassen hat. Es sind düstere, harte, niedergeschlagene Gesichter. Dann fährt die Kamera zurück, und man sieht, dass jeder Mann eine Glühbirne vor sich hält, die an einen Stromerzeuger angeschlossen ist. Das Licht macht die Gesichter dieser Männer sichtbar und lässt sie aus einer anonymen Existenz hervortreten.

[arte]



15. November 2006 um 0:40 Uhr von Bienchen1984

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