Beruf Lehrer (ARD) Deutschpunk From England

Stream Of Consciousness

Heiteres Synapsenschnapsen heute abend.
Ausgehend von den lesenswerten zehn DVD-Geboten der 5 Filmfreunde, hat mich vor allem das 3. Gebot:

Du sollst deinen Kunde nicht mit Werbe- und Antipiraterie-Trailern auf den Sack gehen. Schon gar nicht mit welchen, die nicht überspringbar sind.

an mein jüngstes Kauf-DVD (HoHo!!) Erlebnis erinnert, den DC von Donnie Darko, der letzte Woche bei einem der unsympatischen Discounter mit den unsympatischen Angestellten und den unsympatischen Kunden (D’Oh!) für 8 Tacken zu erwerben war.

Vorab: Ich muss gestehen: Ich finde die "Raubkopierer sind Verbrecher"-Kampagne aus rein werbeästehtischen Aspekten eigentlich recht gelungen. Die augenzwinkernde Message macht meiner kranken Einschätzung nach den bereits verlorenen Kampf deutlich, und dass es die Werbung ebenso wenig genau nimmt mit der Wahrheit (Fünf Jahre Knast und Seife-Bück-Spielchen) wie jede andere Werbung (rechtsdrehende Vitamin-Aminoballaststoffe) hat in meinen Augen auch für eher peinlichen Wirbel gesorgt.

Gerade den Spot mit der Mama und den drei Kiddies, die voller Imbrunst und ganz grauenhaft dem armen (sich gerade nach der Seife bückenden) Papa ein Geburtstagsständchen schmettern, fand ich bei den ersten Sichtungen recht originell, besteht doch die Kernmessage darin, dass nicht das Seife bücken, sondern die plärrenden Kids die fatalen Folgen des üblen Raubkopierens sind.

Jetzt passiert aber folgendes, was die 5 Filmfreunde, bzw. ihr Gesetzgeber wohl schon länger kannten, mir aber neu war:
Der Spot läuft auf der DVD noch vor dem Laden des Hauptmenüs, kann also nicht unterbrochen oder vorgespult werden.
In dem Moment werde ich als Käufer der DVD in die Situation des bösen, raubkopierenden Papas gestellt und muss mir jedesmal vor dem Anschauen des ehrlich erworbenen Films die Blagen anhören.

Die ständig zu hörende Argumentation, dass die Filmindustrie ihre Kunden pauschal als kriminell verurteilt, wird durch dieses Prozedere also zementiert.
Ich mag jetzt ungern das Fass aufmachen, dass der "goldene Hirsch" - die Werbeagentur, die die Kampagne zu verantworten hat, gleichfalls die Werbeagentur der GRÜNEN ist, deren Jugendorganisation sich für die Kulturflatrate einsetzt - geschenkt!

Zum Directors Cut von Donnie Darko:
Richard Kelly versucht den Schwerpunkt ganz klar Richtung Zeitreise-Techno-Mumbo-Jambo zu verlagern, was definitiv nichts mit meinen Sympathien für den Film zu tun hat. Ich fand schon immer den "Coming Of Age"-Part des Filmes sehr viel spannender - gerade in Bezug auf die unlösbare Zeitreise-Kiste, die Kelly aufbaut.
Mich entäuschen Kellys halbseidenen "gemachter Superheld, der Kontakt mit einer fernen und fremden Technologie aufnimmt"-Interpretationen, die sich sowohl im Neuschnitt des DC’s manifestieren, als auch in der Kommentarspur, die Mitkommentator Kevin Smith ähnlich den Kopf schütteln lassen, wie mich.

Auch der Musikschnitt hat mir in der Originalfassung besser gefallen.

Wer jetzt denkt: "Kevin Smith - coole Socke" mag recht haben, da Smith ja bedeutend cooler ist, als ein Großteil seines Oeuvres; doch auch in diesem Falle: Fehlgriff!
Die Zwei labern sich den Wolf, Smith gibt den älteren, erfahreneren Daddy, der zwar kaum was davon versteht was Kelly will (was wiederum cool ist!), aber all das ja auch schon mal erlebt hat (was eher ermüdend ist) und in den letzten 30 Minuten, wo’s ja wirklich was zu erzählen gäbe, Fragen aus dem Internet abklappert.

Lange Rede kurzer Sinn:
Wer denkt, seinen Erkenntnisgewinn durch DC & Kommentarspur zu steigern wird entäuscht, wenn nicht gar geprellt. Somit kann, wie nicht oft genug, das Motto ausgegeben werden:

Wer gibt eigentlich einem Regisseur/Autor das alleinige Recht, sein Werk zu interpretieren?

Darüber bitte mal nachdenken und ansonsten Stefan Höltgens Rezension zur TV-Ausstrahlung (der Originalfassung) zu Beginn des Monats lesen!



23. August 2006 um 23:57 Uhr von symyp

Eingetragen unter: Film

1 Kommentar kommentieren

  • 1. malo  |  25. August 2006 um 13:22

    Zur RKSV-Kampagne: Ein Spot kann noch so “witzig” sein. Wenn sie ganz eindeutigig auf den einen Clou ausgerichtet ist, kennt man die Pointe eben nach dem ersten Mal. Da ich im Kino wie auch auf DVD mit dem Spot seit ein, zwei Jahren ständig unüberspringbar konfrontiert werde, geht er mir, spätestens seit dem 20. Mal gehörig auf den Sack. Das würde sie mir aber auch, wenn ich mich nicht dezidiert mit dem Thema auseinandergesetzt hätte.
    Erinnert sich jemand noch an die Werbung, in dem dieser Junge durch den langen Flur ging, er immer rief “Will hier jemand was Gutes aus Milch? … Mit viel Vitaminen? … Und Calcium?” Bei jedem Satz schloss sich eine Tür. Und zum Schluss ganz kleinlaut “Fruchtzwerge?” Weil sie ständig kam, hat man sie ganz schnell gehasst. Deswegen, liebe Firmen und Werbetreibende: Niemals den Point of Interest beim Kunden überstrapazieren, sonst wird’s kontraproduktiv.

Kommentieren

benötigt

benötigt,
wird nicht angezeigt

erlaubte HTML-Tags:
<a href="" title="" rel=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <div align=""> <em> <font color="" size="" face=""> <i> <li> <ol> <strike> <strong> <sub> <sup> <ul>

Trackback this post  |  Subscribe to the comments via RSS Feed


Kategorien

TV-Tips

Links

Neueste Einträge

letzte Kommentare

Archiv

Meta





Wir sind die Kunden!