links for 2006-11-24 links for 2006-11-25

Der heilige Berg (ARTE)

Regie: Arnold Fanck; Stummfilm; 1925/26

Diotima ist eine leidenschaftliche Tänzerin: Am Ufer des Meeres bewegt sie sich im Rhythmus der Wellen und spürt mit ihrem Körper der Energie der tosenden Gischt nach. Sehnsüchtig nach neuen Eindrücken macht sie sich in die Berge auf, wo sie in einem Winterkurort zwei Freunden begegnet, die sich beide von Diotimas Tanz bezaubern lassen.
Während Karl, der ältere der zwei Männer ’seinen’ Berg besteigt, um seiner Gefühle Herr zu werden, bleibt der jüngere Vigo in Diotimas Nähe. Als diese wenig später Karl bei einem Spaziergang trifft, kommen die beiden ins Gespräch und stellen inmitten einer wunderschönen Berglandschaft fest, dass sie an diesem Ort nicht nur sich selbst und die Schönheit der Natur suchen, sondern auch die Liebe - die alsbald zwischen ihnen erwacht.
Doch als Vigo sich zu einem Skirennen aufmacht, verspricht Diotima auch ihm bei einem Sieg die Erfüllung eines Wunsches. Karl, der nicht ahnt, dass Vigo sein Konkurrent um Diotima ist, beschließt, den höchsten Berg der Gegend über die gefährliche Nordwand zu besteigen. Als er Vigo auf seine gewagte Tour mitnimmt, muss er erkennen, dass gerade dieser sein Rivale in Sachen Liebe ist. Es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden Freunden, die mit Vigos Sturz in den Abgrund endet - allerdings gesichert am Seil seines Kameraden. Dieser steht trotz Sturm und eisiger Kälte über der Schlucht und hält die ganze Nacht das Seil fest, an dem Vigo über der tödlichen Leere hängt. Diotima, die derweil vor Sorge fast umkommt, überwindet Schnee, Eis und Gefahr, um Hilfe für ihre beiden Verehrer zu schicken. Doch als die Retter nahen, verlassen Karl die Kräfte…

‘Der heilige Berg’ ist ein Melodram um Liebe und Freundschaft, das sich vor einer imposanten Naturkulisse abspielt. Wolkentürme, Gletscherspalten, Schattenfiguren und Meeresklippen bieten den dramatischen Hintergrund der mit viel Pathos und Leidenschaft inszenierten Dreiecksgeschichte. Akrobatische Darbietungen der mitwirkenden Schauspieler und Sportler ergänzen die atemberaubende Qualität der Naturaufnahmen und tragen zum Tempo und Unterhaltungswert des Werkes bei. Neben dem Treuemotiv, das am Ende des Films zum zentralen Thema wird, bildet die Flucht in die Natur das strukturierende Element der Handlung: Zur Zeit der Filmentstehung in der Weimarer Republik wird die Hinwendung zur Natur zum Ausweg aus einer labilen und damit bedrückenden politischen und wirtschaftlichen Situation. Der so genannte Bergfilm, als dessen Begründer Arnold Fanck (1889 - 1974) gilt, ist dementsprechend eines der populärsten Genres des Weimarer Kinos. Fancks auf Naturgewalten spezialisierten Dokumentarspielfilme bilden zur damaligen Zeit ein Novum der ‘Neuen Sachlichkeit’ im deutschen Film. Zielen seine erste Filme wie ‘Wunder des Schneeschuhs’ und ‘Der weiße Rausch’ noch auf heitere Unterhaltung ab, so wird die Natur - insbesondere die Bergwelt - in der zweiten Hälfte seiner Schaffensphase durch düstermelodramatische Geschichten immer mehr zum Symbol urtümlicher Gewalt stilisiert. Zu Fancks Bewunderern zählt die Hauptdarstellerin von ‘Der heilige Berg’, Leni Riefenstahl, die 1919 seinen Film ‘Der Berg des Schicksals’ sieht und alles daran setzt, um den Regisseur zu treffen. Nach ihrer Begegnung schreibt Fanck ihr die Rolle der Tänzerin Diotima aus ‘Der heilige Berg’ auf den Leib. Während der Dreharbeiten fängt Leni Riefenstahl an, sich für das Filmhandwerk zu begeistern - der Grundstein ihrer Karriere als Regisseurin, die später wegen der Nähe ihrer Filme zum nationalsozialistischen Regime bekannt wird. Auch Fancks Werk wird aufgrund seiner Faszination für das Irrationale und der Darstellung überirdischer Macht später in den deutschen Film der angehenden Nazizeit eingeordnet, was es bis heute umstritten macht. Die Premiere erlebt der Film ‘Der heilige Berg’ am 17. Dezember 1926 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin. Leni Riefenstahl tanzt vor der Filmpremiere zum letzten Mal auf der Bühne. Diese erste Filmarbeit der jungen Schauspielerin legt für ein Jahrzehnt ihre Rolle als Frau zwischen zwei Männern im Abenteuer- und Bergmilieu fest und macht sie zu einem Star des Bergfilms. ARTE zeigt eine restaurierte Fassung des Werks aus dem Jahr 2001, die auf der Grundlage zweier Nitrokopien - einer viragierten aus dem Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin und einer schwarzweißen der Fondazione Cineteca Italiana, Mailand - in Zusammenarbeit mit der Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung entstand.

[arte]



25. November 2006 um 0:10 Uhr von Bienchen1984

Eingetragen unter: TV-Tips

Kommentieren

benötigt

benötigt,
wird nicht angezeigt

erlaubte HTML-Tags:
<a href="" title="" rel=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <div align=""> <em> <font color="" size="" face=""> <i> <li> <ol> <strike> <strong> <sub> <sup> <ul>

Trackback this post  |  Subscribe to the comments via RSS Feed


Kategorien

TV-Tips

Links

Neueste Einträge

letzte Kommentare

Archiv

Meta





Wir sind die Kunden!